Konversion
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Der Begriff Konversion bezeichnet einen unbewussten Abwehrmechanismus, bei dem seelische Konflikte in körperliche Symptome umgewandelt werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, was genau unter Konversion zu verstehen ist, wie sie sich im Alltag bemerkbar macht, welche Folgen eine übermäßige Ausprägung haben kann und wie Psychotherapie zur Linderung beitragen kann.
Was ist Konversion?
Konversion ist ein psychodynamischer Prozess, bei dem belastende emotionale Zustände oder Konflikte nicht direkt verarbeitet, sondern in körperliche Symptome umgewandelt werden. Diese Symptome – wie Lähmungen, Sensibilitätsstörungen oder Krampfanfälle – treten oft ohne erkennbare organische Ursache auf.
Der Mechanismus dient dem Ziel, unangenehme Gefühle oder unbewältigte innere Konflikte zu „verpacken“ und so indirekt den seelischen Schmerz zu lindern. Dabei wird das emotionale Erleben buchstäblich in körperliche Beschwerden umgewandelt. Im klinischen Alltag begegnet man der Konversion häufig unter der Bezeichnung funktionelle neurologische Symptomstörung, was verdeutlicht, dass keine strukturellen Schädigungen im Nervensystem vorliegen.
Konversion im Alltag erkennen
Die Erkennung von Konversion ist oft eine Herausforderung, da die Symptome stark an organische Erkrankungen erinnern können. Dennoch gibt es einige Hinweise, die auf einen konversionsbedingten Ursprung hindeuten:
Plötzliches Auftreten: Die Symptome beginnen häufig abrupt und stehen in engem zeitlichen Zusammenhang mit einem belastenden Ereignis oder einem inneren Konflikt.
Inkonsistente Befunde: Bei der neurologischen Untersuchung zeigen sich häufig Unstimmigkeiten. Beispielsweise kann eine vermeintliche Lähmung plötzlich abklingen, wenn der Patient abgelenkt wird.
Fehlende organische Ursache: Trotz umfangreicher diagnostischer Abklärungen lassen sich oft keine entsprechenden organischen Befunde finden.
La belle indifférence: Manche Betroffene wirken ungewöhnlich gelassen in Bezug auf ihre schweren Beschwerden. Diese „schöne Gleichgültigkeit“ kann ein weiteres Indiz sein.
Einfluss von Stress: Stress und belastende Lebensereignisse gehen oft dem Symptombeginn voraus.
Diese Anzeichen sollten Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeuten sensibilisieren, auch wenn das Vorliegen organischer Erkrankungen stets ausschlussweise mit fundierten Untersuchungen bestätigt werden muss.
Was passiert, wenn Konversion zu viel praktiziert wird?
Eine übermäßige Ausprägung des Abwehrmechanismus Konversion kann gravierende Folgen haben. Während in Einzelfällen die Umwandlung seelischer Konflikte in körperliche Symptome kurzfristig zu einer Linderung der inneren Anspannung führt, kann ein chronischer Verlauf negative Konsequenzen mit sich bringen:
Funktionsverlust: Werden körperliche Symptome zur dominanten Form der Konfliktbewältigung, kann dies zu einem dauerhaften Funktionsverlust führen. So können Betroffene im Alltag stark eingeschränkt sein, da etwa Bewegungsabläufe oder Sinneswahrnehmungen nachhaltig beeinträchtigt werden.
Soziale Isolation: Anhaltende körperliche Beschwerden führen häufig zu Rückzug und sozialer Isolation. Fehlende Teilnahme an Aktivitäten, die zuvor Teil des Alltags waren, verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit.
Verstärkung innerer Konflikte: Wenn der Abwehrmechanismus permanent aktiviert ist, besteht die Gefahr, dass die eigentlichen seelischen Konflikte nie gelöst werden. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, in dem sich Symptome und emotionale Belastungen gegenseitig verstärken.
Erhöhte Belastung des Gesundheitssystems: Wiederholte Arztbesuche, zahlreiche Untersuchungen und oft auch eine Überbehandlung können die Betroffenen zusätzlich belasten und den Stress weiter erhöhen.
In solchen Fällen ist es besonders wichtig, frühzeitig ein interdisziplinäres Behandlungskonzept einzuleiten, das sowohl somatische als auch psychotherapeutische Ansätze integriert.
Wie kann Psychotherapie helfen?
Psychotherapie ist ein zentraler Baustein in der Behandlung von Konversionsstörungen. Dabei gibt es verschiedene therapeutische Ansätze, die je nach individueller Situation angewendet werden können:
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) zielt darauf ab, die Gedankenmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren, die zur Entstehung der Symptome beitragen. Durch gezielte Interventionen lernen die Patientinnen und Patienten, mit Stresssituationen umzugehen und alternative, konstruktive Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dabei wird häufig auch die enge Verbindung zwischen emotionalen Konflikten und körperlichen Reaktionen thematisiert. Studien belegen, dass KVT die Symptomschwere reduzieren und langfristig zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen kann.
Psychodynamische Therapie
Der psychodynamische Ansatz konzentriert sich darauf, unbewusste Konflikte und vergangene belastende Erfahrungen aufzudecken. Durch die therapeutische Beziehung und das Einbeziehen von Übertragungsphänomenen werden innere Konflikte sichtbar gemacht und schrittweise bearbeitet. Dies kann dazu beitragen, den Abwehrmechanismus der Konversion zu entschärfen und die körperlichen Symptome nachhaltig zu verbessern.
Integrierte und multimodale Therapieansätze
Besonders wirksam sind heute integrierte Therapiekonzepte, die psychotherapeutische Maßnahmen mit physiotherapeutischen und rehabilitativen Ansätzen kombinieren. Ein interdisziplinärer Behandlungsplan berücksichtigt so sowohl die psychischen als auch die somatischen Aspekte der Störung. So können beispielsweise Übungen aus der Physiotherapie dazu beitragen, den Körper wieder in Bewegung zu bringen, während parallel psychotherapeutische Sitzungen dazu dienen, emotionale Konflikte zu bearbeiten.
Digitale Interventionen
Auch digitale Therapieangebote gewinnen zunehmend an Bedeutung. Teletherapie, Online-Coaching und spezialisierte Apps können insbesondere Betroffenen in ländlichen Regionen oder mit Mobilitätseinschränkungen einen leichteren Zugang zu therapeutischen Angeboten bieten. Diese Formate ermöglichen einen niedrigschwelligen Einstieg in die Behandlung und können als Ergänzung zu Präsenzsitzungen dienen.
Konkrete Alltagstipps
Es gibt einige praktische Ansätze, die helfen können, den Umgang mit Konversion im Alltag zu erleichtern:
Achtsamkeitsübungen: Regelmäßige Achtsamkeits- und Entspannungsübungen können dabei helfen, Stress zu reduzieren und den Kreislauf aus innerer Anspannung und körperlichen Symptomen zu unterbrechen.
Gespräche im vertrauten Kreis: Der Austausch mit vertrauten Personen oder Selbsthilfegruppen kann unterstützend wirken und den Betroffenen das Gefühl geben, nicht allein zu sein.
Strukturierte Tagespläne: Ein strukturierter Alltag mit festen Ritualen und regelmäßigen Bewegungseinheiten kann helfen, Unsicherheiten zu reduzieren und das Vertrauen in den eigenen Körper wieder aufzubauen.
Professionelle Hilfe: Bei anhaltenden Beschwerden ist es ratsam, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Ein erfahrener Psychotherapeut kann gemeinsam mit Ihnen herausarbeiten, welche Trigger und inneren Konflikte zu den Symptomen führen und wie diese gezielt bearbeitet werden können.
Fazit
Die Konversion als Abwehrmechanismus ist ein komplexes Phänomen, bei dem psychische Belastungen unbewusst in körperliche Symptome umgewandelt werden. Im Alltag erkennt man sie oft an plötzlichem Symptombeginn, inkonsistenten Befunden und dem Fehlen organischer Ursachen. Eine übermäßige Anwendung dieses Mechanismus kann zu erheblichen Beeinträchtigungen im täglichen Leben führen. Psychotherapeutische Ansätze, insbesondere KVT und psychodynamische Therapien, bieten vielfältige Möglichkeiten, den Abwehrmechanismus zu entschärfen und die Symptome nachhaltig zu lindern. Informierte und frühzeitige Interventionen können helfen, den Teufelskreis zu durchbrechen und das Wohlbefinden der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.
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