Idealisierung
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Was ist Idealisierung?
Idealisierung ist ein Abwehrmechanismus, bei dem Personen andere oder sich selbst übermäßig positiv bewerten, um innere Konflikte oder Ängste zu bewältigen. Dabei werden ideale Eigenschaften zugeschrieben, die oft nicht der Realität entsprechen. Dieser Mechanismus hilft kurzfristig, unangenehme Gefühle zu vermeiden, birgt jedoch langfristig das Risiko, eine verzerrte Wahrnehmung von Beziehungen und sich selbst zu erzeugen. Durch diese extreme Sichtweise entsteht ein Schwarz-Weiß-Denken, das zu instabilen zwischenmenschlichen Beziehungen führen kann.
Idealisierung im Alltag erkennen
Im täglichen Leben zeigt sich Idealisierung häufig subtil und kann dennoch erheblichen Einfluss auf das Selbstbild und die Beziehungen haben. Einige typische Anzeichen sind:
Übermäßige Bewunderung: Personen neigen dazu, einen Freund, Partner oder sogar eine Autoritätsperson als nahezu perfekt darzustellen. Es wird häufig nur das Positive wahrgenommen, während kleine Schwächen ausgeblendet werden.
Schnelle Enttäuschung: Sobald die idealisierte Person auch nur eine kleine Unzulänglichkeit zeigt, schwenkt die Bewertung radikal um. Was zuvor als makellos galt, wird plötzlich als völlig unzureichend empfunden.
Schwarz-Weiß-Denken: Es fehlt die Fähigkeit, sowohl positive als auch negative Eigenschaften in einem ausgewogenen Bild zu integrieren. Stattdessen werden Menschen in extreme Kategorien eingeteilt – entweder ganz gut oder ganz schlecht.
Ständige Schwankungen in der Wahrnehmung: Betroffene erleben häufig wechselnde Emotionen in Beziehungen. Diese emotionalen Achterbahnfahrten können sich auch im beruflichen Umfeld zeigen, wenn Kollegen oder Vorgesetzte idealisiert und dann entwertet werden.
Im Alltag können diese Muster nicht nur das persönliche Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch zu Konflikten in Partnerschaften, Freundschaften oder am Arbeitsplatz führen.
Folgen einer übermäßigen Idealisierung
Wenn Idealisierung als Abwehrmechanismus zu häufig oder extrem eingesetzt wird, können sich mehrere negative Konsequenzen einstellen:
Instabile Beziehungen: Extreme Idealisierung gefolgt von abrupten Abwertungen führt häufig zu instabilen zwischenmenschlichen Beziehungen. Partner, Freunde oder Kollegen fühlen sich entweder überhöht oder plötzlich stark kritisiert.
Realitätsverlust: Eine dauerhaft verzerrte Wahrnehmung kann dazu führen, dass Betroffene die Realität nicht mehr richtig einschätzen können. Dies kann langfristig zu Enttäuschungen und weiteren emotionalen Konflikten führen.
Selbstwertprobleme: Idealisierung kann auch das Selbstbild betreffen. Wer sich selbst idealisiert, riskiert, im Falle von Misserfolgen oder Kritik ein sehr niedriges Selbstwertgefühl zu entwickeln, da keine realistischen Selbsteinschätzungen vorliegen.
Konfliktverstärkung: Die Unfähigkeit, Grautöne wahrzunehmen, führt zu häufigen Missverständnissen und Konflikten. Dies kann im privaten und beruflichen Umfeld zu einer hohen Belastung für alle Beteiligten werden.
Durch diesen übermäßigen Einsatz von Idealisierung wird letztlich das emotionale Gleichgewicht gestört, was zu Stress, Isolation und im Extremfall sogar zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen führen kann.
Wie kann Psychotherapie bei Idealisierung helfen?
Psychotherapie bietet verschiedene Ansätze, um mit dem Abwehrmechanismus Idealisierung umzugehen und ihn schrittweise zu mildern:
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
DBT ist ein bewährter Therapieansatz, der vor allem bei Patienten mit instabilen Beziehungsmustern Anwendung findet. Durch gezielte Übungen werden Betroffene darin unterstützt, extreme Bewertungen zu erkennen und in ein ausgewogeneres Denken zu überführen.
Skills-Training: Übungen zur Emotionsregulation helfen, die intensiven Schwankungen zu dämpfen.
Achtsamkeit: Der Fokus liegt darauf, den Moment bewusst wahrzunehmen und automatische, extreme Reaktionen zu hinterfragen.
Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)
MBT fördert die Fähigkeit, eigene und fremde mentale Zustände zu verstehen. Patienten lernen, sich in die Gedankenwelt anderer hineinzuversetzen und somit differenzierter zu beurteilen.
Reflexion: Durch das Hinterfragen der eigenen Wahrnehmung wird das Schwarz-Weiß-Denken aufgelöst.
Integration: Die Therapie unterstützt dabei, widersprüchliche Erfahrungen zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzuführen.
Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP)
In der TFP wird die therapeutische Beziehung genutzt, um das Muster der Idealisierung und Abwertung aufzudecken und zu bearbeiten.
Analyse von Übertragungsphänomenen: Der Patient erkennt, wie alte Beziehungsmuster in die aktuelle Beziehung projiziert werden.
Integration: Der Therapeut hilft, die verschiedenen Anteile des Selbst und der anderen Person zu einem realistischeren Bild zu verschmelzen.
Schematherapie
Die Schematherapie kombiniert kognitive und emotionale Ansätze, um tief verwurzelte Denkmuster zu verändern.
Identifikation von Schemata: Patienten lernen, ihre extremen Denkmuster zu erkennen.
Transformation: Durch gezielte Interventionen werden dysfunktionale Schemata hinterfragt und durch realistischere Überzeugungen ersetzt.
Diese therapeutischen Ansätze bieten individuelle Werkzeuge, um das extreme Muster der Idealisierung zu durchbrechen und langfristig stabilere, realistischere Beziehungen aufzubauen.
Fazit
Idealisierung als Abwehrmechanismus kann im Alltag zunächst als Schutz dienen, birgt jedoch das Risiko, Beziehungen und das Selbstbild nachhaltig zu destabilisieren. Ein übermäßiger Einsatz führt zu Schwarz-Weiß-Denken, instabilen Beziehungen und kann langfristig zu psychischen Belastungen führen. Psychotherapeutische Ansätze wie DBT, MBT, TFP und Schematherapie zeigen, wie Betroffene lernen können, extreme Bewertungen zu erkennen und zu integrieren.
Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld Probleme mit extremen Idealisierungsmustern haben, sollten Sie professionelle Hilfe in Betracht ziehen. Eine gezielte Therapie kann dabei unterstützen, die eigene Wahrnehmung zu stabilisieren und gesündere Beziehungsmuster zu entwickeln.
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