Dissoziation / Dissoziative Störung

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Dissoziation ist ein psychologischer Abwehrmechanismus, der bei Überforderung und traumatischen Erlebnissen eingesetzt wird. Doch was bedeutet Dissoziation im Alltag und wie unterscheidet sie sich von einer dissoziativen Störung? In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte über Definition, Symptome, Risiken bei Übermaß und den Beitrag der Psychotherapie.

Was ist Dissoziation?

Dissoziation bezeichnet einen Vorgang, bei dem sich das Bewusstsein, das Gedächtnis oder die Identität vorübergehend abspalten. Es handelt sich dabei um einen Schutzmechanismus, der helfen kann, in extrem belastenden Situationen emotionale Überwältigung zu vermeiden. Dabei werden belastende Inhalte vom bewussten Erleben getrennt, um das psychische Gleichgewicht zu erhalten. Dies kann sich als ein Gefühl der Losgelöstheit oder als ein zeitweiliges „Abschalten“ äußern.

Im Gegensatz zur alltäglichen Ablenkung oder dem Träumen wird bei einer dissoziativen Störung die Abspaltung so ausgeprägt, dass sie zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führt. Während Dissoziation als normaler Reaktionsmechanismus in Stresssituationen auftreten kann, spricht man von einer dissoziativen Störung, wenn die Symptome anhaltend sind und zu Funktionsstörungen im sozialen und beruflichen Leben führen.

Dissoziation im Alltag erkennen

Im täglichen Leben können Betroffene verschiedene Anzeichen bemerken, die auf eine Dissoziation hinweisen. Dazu gehören:

  • Gefühl der Unwirklichkeit: Manche Personen erleben sich selbst oder ihre Umgebung als fremd oder unwirklich, als ob sie einem Film zuschauen würden.

  • Gedächtnislücken: Plötzliche Erinnerungslücken zu wichtigen persönlichen Ereignissen können auftreten.

  • Emotionale Abstumpfung: Ein Mangel an Gefühlsintensität oder das Gefühl, emotional „abgeschaltet“ zu sein, kann ein Hinweis sein.

  • Veränderte Wahrnehmung: Betroffene berichten häufig von einem Gefühl, als ob sie sich außerhalb ihres eigenen Körpers befinden.

Diese Symptome treten oft bei Menschen auf, die wiederholt stark belastenden Situationen ausgesetzt waren. Wichtig ist, dass gelegentliche Dissoziationserscheinungen nicht zwangsläufig eine Störung bedeuten, sondern als kurzfristige Schutzreaktion zu verstehen sind.

Unterschied: Dissoziation vs. dissoziative Störung

Obwohl der Begriff Dissoziation oft synonym verwendet wird, gibt es wichtige Unterschiede:

  • Normale Dissoziation: Als Abwehrmechanismus hilft sie, akute Belastungen zu überstehen, ohne langfristige Schäden zu verursachen. Sie ist meist vorübergehend und beeinträchtigt den Alltag nicht nachhaltig.

  • Dissoziative Störung: Hierbei handelt es sich um ein klinisch relevanter Zustand, der mit wiederkehrenden, intensiven Dissoziations-Erlebnissen einhergeht. Beispiele sind die dissoziative Identitätsstörung (DIS) oder Depersonalisation/Derealisation-Störung. Diese Störungen gehen häufig mit erheblichen Funktionsbeeinträchtigungen und psychischem Leid einher.

Während gelegentliche Dissoziation als adaptive Schutzreaktion gelten kann, wird bei einer dissoziativen Störung die Abspaltung so stark und regelmäßig, dass sie zu einem chronischen Problem wird. Patienten verlieren häufig den Bezug zur Realität und erleben sich in mehrfach gespaltenen Identitäten, was zu Verwirrung und sozialer Isolation führen kann.

Risiken bei übermäßiger Dissoziation und begleitende Krankheiten

Wenn der Abwehrmechanismus Dissoziation zu häufig und intensiv genutzt wird, kann dies langfristig schädlich sein. Eine übermäßige Dissoziation kann zur Fragmentierung der Persönlichkeit führen und die Integration von traumatischen Erlebnissen verhindern. Zu den Risiken gehören:

  • Chronische Traumafolgestörungen: Unverarbeitete Traumata können zu einer dissoziativen Identitätsstörung oder anderen posttraumatischen Belastungsreaktionen führen.

  • Depression und Angststörungen: Ein ständiges Gefühl der Losgelöstheit und emotionale Abstumpfung können depressive Verstimmungen und Angstzustände begünstigen.

  • Beeinträchtigte Alltagsbewältigung: Betroffene kämpfen häufig mit Konzentrationsproblemen, sozialer Isolation und Schwierigkeiten im Beruf.

Studien zeigen, dass Personen, die häufig auf Dissoziation zurückgreifen, auch eine höhere Anfälligkeit für komorbide psychische Erkrankungen aufweisen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, frühzeitig therapeutisch einzugreifen und die Abwehrmechanismen wieder zu integrieren.

Wie Psychotherapie helfen kann

Psychotherapie spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung von Dissoziation und dissoziativen Störungen. Ziel ist es, den Betroffenen zu helfen, den Schutzmechanismus zu verstehen und schrittweise abzubauen. Zu den wichtigsten Therapieansätzen zählen:

Stabilisierung und Ressourcenaufbau

Bevor tiefgreifende Traumaarbeit beginnen kann, wird in einer stabilisierenden Phase ein sicherer therapeutischer Rahmen geschaffen. Dabei erlernen Patienten Techniken zur Selbstregulation, wie beispielsweise Achtsamkeitsübungen und Grounding-Techniken, die dabei helfen, im Hier und Jetzt zu bleiben. Diese Methoden mindern akute Dissoziationsreaktionen und ermöglichen es den Patienten, sich wieder geerdet zu fühlen.

Traumaorientierte Psychotherapie

Im Anschluss an die Stabilisierung erfolgt die Traumabearbeitung. In diesem Prozess werden traumatische Erinnerungen behutsam ins Bewusstsein geholt und verarbeitet. Therapeutische Verfahren wie die Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) oder spezifisch ausgerichtete psychodynamische Ansätze können helfen, die fragmentierten Erinnerungen zu integrieren. Wichtig ist, dass die Therapie immer individuell auf den Patienten abgestimmt wird und in einem schrittweisen, phasenorientierten Modell abläuft.

Integration von dissoziierten Anteilen

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Integration der unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile, die oft bei dissoziativen Störungen auftreten. Der Therapeut arbeitet gemeinsam mit dem Patienten daran, dass alle Anteile in einen harmonischen Dialog treten und die betroffene Person wieder ein einheitliches Selbstgefühl entwickelt. Dieser Prozess erfordert Zeit, Geduld und eine hohe empathische Kompetenz des Therapeuten.

Begleitende medikamentöse Unterstützung

Obwohl es kein spezifisches Medikament gegen Dissoziation gibt, können begleitende pharmakologische Maßnahmen hilfreich sein, um komorbide Symptome wie Depressionen oder Angstzustände zu lindern. Eine sorgfältige Abstimmung zwischen Psychotherapie und medikamentöser Behandlung ist dabei entscheidend.

Fazit

Dissoziation als Abwehrmechanismus ist ein natürlicher, wenn auch in bestimmten Ausprägungen problematischer psychologischer Prozess. Während sie in akuten Stresssituationen kurzfristig schützt, kann eine Überbeanspruchung zu dissoziativen Störungen führen, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Eine frühzeitige Erkennung und gezielte psychotherapeutische Intervention sind daher essenziell. Lassen Sie sich im Zweifelsfall von erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten beraten, um langfristig wieder zu einem integrierten Selbstgefühl zu finden.

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