Stigmatisierung psychischer Erkrankungen: Ursachen, Auswirkungen und Wege zur Überwindung

Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet – dennoch erfahren betroffene Menschen oft Ablehnung, Ausgrenzung und Vorurteile. Diese Stigmatisierung kann sich anfühlen wie eine „zweite Krankheit“: Zusätzlich zur eigentlichen Erkrankung leiden Betroffene unter den negativen Reaktionen ihres Umfelds. Dieser Blogbeitrag beleuchtet, warum solche Stigmata entstehen, welche Auswirkungen sie auf die Betroffenen haben und – vor allem – welche Strategien und praktischen Schritte dabei helfen können, Stigmatisierung zu begegnen. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus Psychologie, Soziologie und Gesundheitspolitik zeigen, dass Stigma zwar hartnäckig ist, aber überwunden werden kann. Dieser Beitrag richtet sich ausdrücklich an Menschen, die selbst Stigmatisierung erfahren: Er soll Verständnis vermitteln, Mut machen und konkrete Wege aufzeigen, um die eigene seelische Widerstandskraft (Resilienz) zu stärken.

1. Was bedeutet Stigmatisierung?

Um Stigmatisierung zu verstehen, hilft ein Blick auf den Begriff selbst. „Stigma“ stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bezeichnete ein körperliches Mal, das eine Person als „anders“ kennzeichnete. In der modernen Psychologie und Soziologie wurde der Begriff von Erving Goffman geprägt: Ein Stigma ist ein negativ bewertetes Merkmal, das dazu führt, dass eine Person von anderen als abweichend kategorisiert wird. Bei psychischen Erkrankungen besteht das Stigma weniger in einem sichtbaren Zeichen, sondern in unsichtbaren Attributen – Vorstellungen und Stereotypen, die mit der Diagnose verknüpft sind. Häufig werden Menschen mit psychischer Erkrankung nicht mehr als Individuum gesehen, sondern es werden ihnen pauschal Eigenschaften ihrer „Gruppe“ zugeschrieben. Zum Beispiel existiert das klischeehafte Vorurteil, jemand mit Schizophrenie sei unberechenbar oder gar gefährlich. Diese Verallgemeinerungen führen dazu, dass Betroffene ausgegrenzt oder anders behandelt werden (Diskriminierung). Man spricht von öffentlichem Stigma, wenn Vorurteile in der Gesellschaft breit verankert sind, und von Selbststigma, wenn Betroffene die negativen Bilder verinnerlichen und sich selbst gegenüber abwerten. Beides hat gravierende Folgen für den Umgang mit psychischen Krankheiten.

2. Ursachen der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen

Die Ursachen liegen oft in Unwissenheit und tief verankerten gesellschaftlichen Vorurteilen. Viele Menschen wissen wenig über psychische Erkrankungen und deren Behandelbarkeit. Unbekanntes macht unsicher – und Unsicherheit führt leicht zu Ablehnung. Psychische Erkrankungen sind in unserer Gesellschaft lange tabuisiert gewesen; offen darüber zu sprechen fiel – und fällt – vielen schwer. Stattdessen entstanden im Laufe der Zeit vereinfachte Stereotype: Psychisch kranke Menschen gelten pauschal als „anders“ oder „unberechenbar“. Ein Klassiker ist das falsche Bild des „gefährlichen Schizophrenen“ – obwohl wissenschaftlich belegt ist, dass Menschen mit Schizophrenie nicht gewalttätiger sind als andere. Solche klischeehaften Darstellungen werden durch reißerische Medienberichte und Filme leider häufig verstärkt. Schlagzeilen, die psychische Krankheit und Gewalt verknüpfen, oder Filme, die psychisch erkrankte Figuren als unheimlich oder lächerlich darstellen, prägen das öffentliche Bild und schüren Ängste in der Bevölkerung.

Neben Unwissenheit spielen auch psychologische Mechanismen eine Rolle. Es fällt vielen leichter, in Schubladen zu denken: „krank“ oder „gesund“, „normal“ oder „unnormal“. Diese Kategorisierung („Wir“ vs. „Sie“) vereinfacht zwar die komplexe Welt, führt aber dazu, dass Individuen nicht mehr als Person gesehen werden, sondern nur noch als Teil einer stereotypen Gruppe. Durch soziale Vergleiche werten sich manche unbewusst auf, indem sie andere abwerten: Wer psychisch krank ist, wird als schwach oder selbst schuld abgestempelt – so kann sich der Stigmatisierende selbst als „besser“ fühlen. Auch Angst spielt hinein: Psychisch erkrankte Menschen wirken auf manche „fremd“ oder unberechenbar, was Unbehagen oder Furcht auslöst und zu Rückzug führt.

Interessant ist, dass selbst die Erklärungen für die Krankheitsursachen Einfluss auf Stigma haben. Wer fälschlicherweise annimmt, psychische Erkrankungen entstünden nur durch willensschwache Persönlichkeit oder „falsche“ Lebensführung, gibt den Betroffenen die Schuld an ihrer Lage. Andere glauben, mentale Störungen seien ausschließlich biologisch und kaum zu behandeln – was zwar die persönliche Schuld nimmt, aber Pessimismus und Distanz fördert („dem ist nicht zu helfen“). Beide Sichtweisen begünstigen Ausgrenzung. In Wahrheit entstehen psychische Erkrankungen fast immer durch ein Zusammenwirken biologischer, psychischer und sozialer Faktoren – niemand „entscheidet“ sich depressiv oder schizophren zu werden.

Schließlich sei die Kultur und Gesundheitspolitik erwähnt: Lange Zeit wurden psychische Leiden in vielen Gesellschaften stiefmütterlich behandelt. Noch vor einigen Jahrzehnten war es üblich, Erkrankte zu verstecken oder wegzusperren – diese Vergangenheit wirkt nach. Zwar hat sich durch Aufklärungskampagnen und öffentliche Diskussion (z.B. um Burnout oder Depression) einiges verbessert, doch der Wandel ist langsam und unterschiedlich je nach Störung. Neuere Studien in Deutschland zeigen zum Beispiel, dass die Akzeptanz für Depressionen in den letzten 30 Jahren gestiegen ist, während Vorurteile gegenüber Erkrankungen wie Schizophrenie eher zugenommen haben. Das verdeutlicht, dass Stigma ein komplexes soziales Phänomen ist, das kontinuierlich hinterfragt und bekämpft werden muss.

3. Auswirkungen der Stigmatisierung auf Betroffene

Ständige Ablehnung oder abwertende Kommentare können das Selbstwertgefühl massiv untergraben. Viele Betroffene beginnen, die negativen Zuschreibungen der Umwelt zu verinnerlichen – man spricht dann von Selbststigmatisierung. Zum Beispiel glaubt jemand mit einer Depression irgendwann selbst, er sei „schwach“ oder „unfähig“, weil es ihm oft so vermittelt wurde. Diese internalisierten Vorurteile führen zu Scham und Schuldgefühlen. Die Person zieht sich zurück und traut sich immer weniger zu. Dieser psychische Stress kann die Symptome der Grunderkrankung verstärken und den Verlauf verschlechtern. Forschungen zeigen, dass Selbststigma mit geringerer Hoffnung auf Genesung, mehr Depression und einem Anstieg von Suizidgedanken einhergehen kann. Viele Betroffene meiden aus Angst vor Zurückweisung sogar professionelle Hilfe – aus Furcht, durch die Diagnose weiter abgestempelt zu werden. Dadurch bleiben Therapien ungenutzt und Leiden verlängert sich unnötig. So entsteht ein Teufelskreis: Das Stigma verschlimmert die Erkrankung, und die schwerere Erkrankung nährt wiederum das Stigma.

4. Professionelle Hilfe bei Stigmatisierung

Lassen Sie sich nicht vom Stigma abhalten, Hilfe zu suchen. Eine der folgenschwersten Auswirkungen von Stigmatisierung ist, dass Betroffene aus Scham oder Angst vor Abwertung keine Therapie beginnen oder Medikamente absetzen. Machen Sie diesen Fehler nicht: Psychotherapie, ärztliche Behandlung und Selbsthilfeangebote können Ihnen wirksam helfen, Ihre Symptome zu lindern und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen. Sich behandeln zu lassen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut und Selbstfürsorge. Erinnern Sie sich daran, dass psychische Erkrankungen genauso echte und behandelbare Krankheiten sind wie z.B. Diabetes oder Asthma. Je eher Sie Unterstützung annehmen, desto schneller können Sie sich stabilisieren – und desto weniger Angriffsfläche bietet das Stigma. Falls Ihnen der erste Schritt schwerfällt, ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu oder wenden Sie sich anonym an Beratungsstellen. Lassen Sie sich nicht entmutigen: Sie haben ein Recht auf Gesundheit und Lebensqualität.

5. Stigmatisierung erkennen

Versuchen Sie, Ihre eigenen negativen Gedanken über sich selbst kritisch zu hinterfragen. Haben Sie sich schon mal bei Sätzen erwischt wie „Ich bin nichts wert“ oder „Ich bin selbst schuld, dass ich krank bin“? Solche Überzeugungen sind oft übernommene Stimmen der Stigmatisierung – und sie sind nicht wahr. Machen Sie sich bewusst: Das sind die Vorurteile der Gesellschaft, nicht Ihre eigenen objektiven Eigenschaften. Üben Sie, innerlich Widerspruch zu leisten, wenn Sie solche Gedanken bemerken. Hilfreich kann es sein, diese Überzeugungen z.B. in einer Therapie (etwa kognitive Verhaltenstherapie) aufzudecken und durch realistischere, freundlichere Selbstsicht zu ersetzen. Seien Sie gut zu sich selbst: Üben Sie Selbstmitgefühl, behandeln Sie sich so, wie Sie einen guten Freund behandeln würden. Schreiben Sie sich Ihre Stärken und Erfolge auf – gerade Menschen, die mit psychischen Krisen leben, entwickeln oft besondere Empathie, Kreativität oder Durchhaltevermögen. Diese positiven Eigenschaften verdienen Ihre Aufmerksamkeit. Je stärker Ihr Selbstwertgefühl wird, desto weniger Raum hat die negative Stimme des Selbststigmas. Neue Forschungen zeigen auch, dass Resilienz – die seelische Widerstandskraft – trainiert werden kann und ein wirksames Gegenmittel gegen Selbststigmatisierung ist. Alles, was Ihr Selbstvertrauen und Ihre seelische Robustheit fördert, schwächt automatisch die Macht des Stigmas.

6. Umgang mit Stigmatisierung erlernen

Sie haben das gute Recht, Grenzen zu setzen, wenn Ihnen Unrecht getan wird. Sollte Ihnen jemand direkt diskriminierende oder verletzende Dinge sagen, dürfen und sollen Sie das ansprechen. Manchmal hilft es, ruhig aber deutlich zu erwidern: „Diese Aussage verletzt mich“ oder „Ihre Vorstellung entspricht nicht der Realität meiner Erkrankung.“ Viele Vorurteile beruhen auf Unwissen – mit einer sachlichen Richtigstellung oder einem persönlichen Statement können Sie im besten Fall das Gegenüber nachdenklich stimmen. Natürlich ist nicht jede Situation geeignet, um zu diskutieren – wählen Sie Ihre Kämpfe. Aber insbesondere im näheren Umfeld lohnt es sich, für sich selbst einzustehen. Sie zeigen damit, dass Sie sich nicht verstecken. Das bedeutet nicht, dass Sie jedem Angriff Paroli bieten müssen – manchmal ist es klüger, sich zurückzuziehen und die eigene Energie zu schonen. Doch generell dürfen Sie sich von Stigma nicht alles gefallen lassen. Sollte es zu handfester Diskriminierung kommen (etwa ungerechtfertigte Benachteiligung im Job wegen Ihrer psychischen Gesundheit), können Sie sich rechtlich beraten lassen. In Deutschland schützt z.B. das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung wegen Behinderung – und schwere psychische Erkrankungen gelten rechtlich als Behinderung. Es gibt auch Anti-Diskriminierungsstellen und Patientenvertretungen, die Sie unterstützen können. Allein das Wissen, im Notfall Rechte geltend machen zu können, stärkt oft schon das Durchhaltevermögen. Selbstbewusst aufzutreten heißt nicht, aggressiv zu sein, sondern sich selbst Wert zu geben. Jeder kleine Schritt – sei es ein „Nein“ an der richtigen Stelle oder das Formulieren der eigenen Bedürfnisse – schwächt die Macht des Stigmas über Ihr Leben.

7. Fazit: Gemeinsam gegen die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen

Die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen hat tiefe Wurzeln und verursacht großes Leid – doch sie ist keineswegs unumstößlich. Für Sie als Betroffene*r ist es entscheidend zu wissen: Die abwertenden Bilder in den Köpfen anderer sagen nichts über Ihren Wert als Mensch aus. Indem Sie sich Wissen aneignen, Unterstützungsnetzwerke aufbauen und Ihren eigenen Weg der Bewältigung finden, können Sie Schritt für Schritt die Macht des Stigmas über Ihr Leben brechen. Jede gemeisterte Herausforderung, jeder offene Dialog und jede solidarische Geste ist ein kleiner Sieg über die Vorurteile. Lassen Sie sich nicht definieren durch ignorante Sichtweisen – definieren Sie sich durch Ihre Stärken, Ihre Träume und die Menschen, die zu Ihnen stehen. Die Gesellschaft mag noch lernen müssen, aber sie verändert sich bereits: Psychische Gesundheit rückt immer mehr ins öffentliche Bewusstsein, und mit ihr wächst das Verständnis. Bis Vorurteile ganz verschwinden, möge dieser Beitrag Ihnen dabei helfen, mit erhobenem Kopf durch schwierige Situationen zu gehen. Sie sind nicht allein – Millionen Menschen haben ähnliches erlebt und es geschafft, ein erfülltes Leben jenseits des Stigmas zu führen. Nutzen Sie verfügbare Hilfen, bleiben Sie sich selbst gegenüber freundlich und geben Sie niemals die Hoffnung auf. Denn Sie verdienen genauso viel Respekt, Teilhabe und Lebensglück wie jeder andere Mensch auch.

8. Wissenschaftliche Quellen

  • Corrigan, P. W., & Watson, A. C. (2002). Understanding the impact of stigma on people with mental illness. World Psychiatry, 1(1), 16-20.

  • Rüsch, N. (2023). Wie Stigmatisierung der Psyche schadet: Das DZPG erforscht Wege, Stigma in der Gesellschaft abzubauen. Pressemitteilung Deutsches Zentrum Psychische Gesundheit, Ulm.

  • Spahlholz, J., & Speerforck, S. (2023). Die Einstellung der deutschen Bevölkerung zu psychischen Störungen. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 66(4), 416–422.

  • Oexle, N. et al. (2018). Self-stigma as a barrier to recovery: a longitudinal study. European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, 268(2), 209-212.

  • Thornicroft, G. et al. (2022). Ending stigma and discrimination in mental health – The Lancet Commission. The Lancet, 400(10361), 1438–1480.

  • Buchta, M. et al. (2021). Resilience predicts self-stigma and stigma resistance in bipolar I disorder. Frontiers in Psychiatry, 12:678807.

  • American Psychiatric Association (2020). Stigma, Prejudice and Discrimination Against People with Mental Illness. (Online-Ressource, psychiatry.org).

  • Mayo Clinic (2020). Mental health: Overcoming the stigma of mental illness. (Patienteninformation der Mayo Clinic).


Häufige Fragen

Was ist Stigmatisierung in der Psychologie?

Stigmatisierung in der Psychologie bezeichnet den Prozess, durch den bestimmte Personen oder Gruppen aufgrund bestimmter Merkmale oder Verhaltensweisen negativ bewertet und diskriminiert werden. Diese Merkmale können psychische Erkrankungen, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht oder soziale Herkunft umfassen. Stigmatisierung führt oft zu einer Abwertung und Ausgrenzung der betroffenen Personen, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Menschen, die stigmatisiert werden, erleben häufig Vorurteile und negative Stereotypen, die in der Gesellschaft verbreitet sind. Diese Vorurteile können dazu führen, dass Betroffene soziale Isolation, geringes Selbstwertgefühl und Angst vor Ablehnung empfinden. In der Psychologie wird Stigmatisierung als ein ernstes Problem betrachtet, da sie nicht nur das individuelle Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern auch den Zugang zu notwendiger Unterstützung und Behandlung erschwert. Die Sensibilisierung für Stigmatisierung und die Förderung eines empathischen Umgangs mit psychischen Erkrankungen sind entscheidend, um Vorurteile abzubauen und eine inklusive Gesellschaft zu schaffen. Aufklärung und offene Gespräche können dazu beitragen, das Verständnis für psychische Gesundheit zu verbessern und die Stigmatisierung zu verringern.

Welche Stigmata sind mit psychischen Erkrankungen verbunden?

Psychische Erkrankungen sind häufig mit verschiedenen Stigmata verbunden, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Oftmals werden Menschen mit psychischen Störungen als schwach oder weniger fähig wahrgenommen, was zu einem Gefühl der Isolation und Scham führen kann. Diese Vorurteile resultieren häufig aus einem mangelnden Verständnis über psychische Erkrankungen und deren Ursachen. Ein weiteres Stigma ist die Annahme, dass psychisch Erkrankte unberechenbar oder gefährlich sind. Solche stereotype Sichtweisen können dazu führen, dass Betroffene in sozialen, beruflichen oder familiären Kontexten ausgegrenzt werden. Zudem leiden viele unter der Angst, ihre Erkrankung zu offenbaren, da sie fürchten, negativ beurteilt oder diskriminiert zu werden. Die Stigmatisierung kann auch den Zugang zu notwendiger Unterstützung und Behandlung erschweren, da Betroffene zögern, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dies verstärkt oft die Symptome und führt zu einem Teufelskreis aus Rückzug und weiterer Isolation. Es ist wichtig, die gesellschaftliche Wahrnehmung von psychischen Erkrankungen zu verändern, um eine offenere und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der Betroffene sich sicher fühlen können, Hilfe zu suchen und zu erhalten.

Welche Krankheiten werden stigmatisiert?

Viele psychische Erkrankungen sind mit Stigmatisierung behaftet, was dazu führt, dass Betroffene oft Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt sind. Besonders häufig sind Erkrankungen wie Schizophrenie, Depressionen und bipolare Störungen betroffen. Menschen mit Schizophrenie sehen sich oft als gefährlich oder unberechenbar wahrgenommen, was zu Isolation und sozialer Ausgrenzung führt. Depressionen werden häufig als Zeichen von Schwäche oder persönlichem Versagen angesehen, was dazu führt, dass Betroffene sich schämen, Hilfe zu suchen. Bipolare Störungen werden oft missverstanden und als Stimmungsschwankungen abgetan, was die ernsthaften Herausforderungen, mit denen Betroffene konfrontiert sind, nicht anerkennt. Darüber hinaus sind auch Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) und Essstörungen stigmatisiert. Menschen mit Angststörungen erleben oft, dass ihre Sorgen und Ängste nicht ernst genommen werden, während PTBS-Patienten häufig mit dem Vorurteil kämpfen, dass sie übertrieben reagieren. Essstörungen werden oft mit gesellschaftlichen Schönheitsidealen verknüpft, was die Komplexität dieser Erkrankungen nicht berücksichtigt. Die Stigmatisierung dieser Krankheiten kann schwerwiegende Folgen für die Behandlung und das Wohlbefinden der Betroffenen haben, da sie oft zögern, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Wer ist von Stigmatisierung betroffen?

Stigmatisierung betrifft eine Vielzahl von Personen und Gruppen, insbesondere solche, die mit psychischen Erkrankungen, Behinderungen oder sozialen Herausforderungen konfrontiert sind. Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen, erfahren häufig Vorurteile, die zu sozialer Isolation führen können. Diese Stigmatisierung kann sich in Form von Diskriminierung am Arbeitsplatz, im sozialen Umfeld oder sogar im Gesundheitswesen äußern. Auch Angehörige von Minderheiten, sei es aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, sind oft Ziel von Stigmatisierung. Diese Gruppen stehen häufig vor zusätzlichen Herausforderungen, da gesellschaftliche Vorurteile und Stereotypen ihre Lebensqualität und Integration in die Gemeinschaft beeinträchtigen können. Darüber hinaus können Personen, die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben oder von Obdachlosigkeit betroffen sind, ebenfalls Stigmatisierung erfahren. Die gesellschaftlichen Vorurteile gegenüber Armut und sozialer Benachteiligung verstärken die Isolation und das Gefühl der Wertlosigkeit. Insgesamt ist Stigmatisierung ein komplexes Phänomen, das viele Facetten hat und tief in gesellschaftlichen Normen und Werten verwurzelt ist, wodurch die betroffenen Personen in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt werden können.

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