Ungeschehenmachen

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Ungeschehenmachen ist ein psychologischer Abwehrmechanismus, den viele Menschen unbewusst einsetzen, um negative Gedanken oder Handlungen symbolisch „rückgängig“ zu machen. Dieser Beitrag erklärt, was Ungeschehenmachen genau ist, wie es sich im Alltag zeigt, welche Folgen ein übermäßiger Einsatz haben kann und wie Psychotherapie helfen kann, diesen Mechanismus zu verändern.

Was ist Ungeschehenmachen?

Ungeschehenmachen bezeichnet den Prozess, bei dem eine Person versucht, einen bereits gelebten oder gedachten negativen Impuls durch ritualisierte Handlungen zu neutralisieren. Der Mechanismus hat seinen Ursprung in der Psychoanalyse und wird oft als Versuch verstanden, Schuldgefühle oder Ängste abzubauen. Anders als bewusste Wiedergutmachung bleibt beim Ungeschehenmachen der ursprüngliche Impuls präsent – stattdessen versucht man, dessen emotionale Wirkung zu mindern. Beispielsweise kann das wiederholte Klopfen auf Holz nach einem negativen Gedanken als Versuch gewertet werden, diesen negativen Impuls ungeschehen zu machen.

Wie erkennt man Ungeschehenmachen im Alltag?

Im täglichen Leben äußert sich Ungeschehenmachen oft in kleinen Ritualen, die auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen. Hier einige typische Anzeichen:

  • Automatische Rituale: Nach einem negativen Gedanken oder einer unbedachten Handlung folgt häufig ein festgelegtes Verhalten, das das „Fehlerhafte“ symbolisch rückgängig machen soll.

  • Überprüfungsverhalten: Viele Menschen haben das Bedürfnis, ihre Handlungen wiederholt zu kontrollieren – sei es das mehrfache Überprüfen, ob die Tür abgeschlossen ist oder ob sie einen Fehler korrigiert haben.

  • Aberglaube: Das bekannte „auf Holz klopfen“ zählt ebenfalls zu den unbewussten Versuchen, negative Ereignisse zu verhindern, obwohl es keine logische Ursache-Wirkungs-Beziehung gibt.

Diese Verhaltensweisen dienen kurzfristig der Angstminderung. Oft bemerken Betroffene gar nicht, dass sie dabei einem ungesunden Muster folgen, das langfristig mehr Schaden als Nutzen anrichtet.

Was passiert, wenn Ungeschehenmachen zu häufig praktiziert wird?

Ein übermäßiger Einsatz von Ungeschehenmachen kann negative Konsequenzen haben. Zu den häufigsten Problemen zählen:

  • Chronische Angst und Stress: Wenn der Abwehrmechanismus ständig aktiviert wird, kann dies zu einer dauerhaften inneren Anspannung führen. Die kurzfristige Erleichterung verstärkt langfristig das Gefühl von Unsicherheit.

  • Zeitintensive Rituale: Das ständige Wiederholen von Ritualen kann den Alltag erheblich belasten. Betroffene verlieren viel Zeit und Energie, was auch zu sozialer Isolation führen kann.

  • Beeinträchtigte Lebensqualität: Das ständige Bedürfnis, negative Gedanken zu neutralisieren, beeinträchtigt nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern auch Beziehungen und berufliche Leistungen. Oft entsteht ein Teufelskreis, in dem das Ritual zwar kurzfristig Sicherheit bietet, aber langfristig Ängste verstärkt und alternative Bewältigungsstrategien blockiert.

Besonders Menschen mit Zwangsstörungen leiden häufig unter diesem Muster. Hier ist das unkontrollierte Ungeschehenmachen ein zentraler Bestandteil der Symptomatik, der zu einem erheblichen Rückgang des Selbstwertgefühls und der Lebensfreude führt.

Wie kann Psychotherapie helfen?

Die gute Nachricht: Es gibt effektive therapeutische Ansätze, um den Teufelskreis des Ungeschehenmachens zu durchbrechen. Im Folgenden werden einige Methoden vorgestellt, die in der Psychotherapie Anwendung finden:

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und Expositionsübungen

Die KVT gilt als Goldstandard bei der Behandlung von Zwangsstörungen und verwandten Problemen. Hierbei lernen Betroffene, sich ihren angstauslösenden Gedanken und Situationen zu stellen, ohne in das gewohnte Ritual zu verfallen.
Bei der Exposition ohne Reaktionsverhinderung wird der Patient systematisch mit den auslösenden Situationen konfrontiert. Durch das bewusste Unterlassen des Neutralisationsrituals erfährt er, dass die erwarteten negativen Konsequenzen ausbleiben. Dies hilft, die irrationale Verbindung zwischen dem negativen Gedanken und dem Bedürfnis nach Ungeschehenmachen zu schwächen.

Kognitive Umstrukturierung

Ein weiterer zentraler Baustein ist die kognitive Umstrukturierung. Hierbei werden dysfunktionale Überzeugungen, wie beispielsweise „Nur durch das Ritual bleibt alles in Ordnung“, aufgedeckt und durch realistischere Denkweisen ersetzt.
Durch gezielte Fragen und Verhaltensexperimente lernen Patienten, dass ein negativer Gedanke nicht zwangsläufig zu einem schädlichen Ereignis führen muss – und dass es auch andere, gesündere Wege gibt, mit Stress und Schuldgefühlen umzugehen.

Achtsamkeits- und Akzeptanzbasierte Ansätze

Methoden wie die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) oder Achtsamkeitsübungen unterstützen Betroffene dabei, unangenehme Gedanken wahrzunehmen, ohne automatisch zu reagieren.
Diese Techniken fördern den bewussten Umgang mit inneren Erlebnissen und ermöglichen es, sich von starren, ungesunden Ritualen zu lösen. Mit regelmäßigem Training gewinnen Patienten mehr Kontrolle über ihre Emotionen und reduzieren langfristig den Drang zum Ungeschehenmachen.

Fazit

Zusammenfassend ist Ungeschehenmachen ein weit verbreiteter Abwehrmechanismus, der kurzfristig Sicherheit verschaffen kann, aber bei übermäßigem Einsatz zu chronischer Angst, Stress und einer verminderten Lebensqualität führt.
Psychotherapie bietet mit Methoden wie der kognitiven Verhaltenstherapie, kognitiver Umstrukturierung und achtsamkeitsbasierten Ansätzen effektive Wege, diesen Mechanismus zu durchbrechen und alternative, gesündere Bewältigungsstrategien zu erlernen.

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie oder jemand in Ihrem Umfeld zu stark auf Ungeschehenmachen setzt, sollten Sie nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine unverbindliche Beratung kann der erste Schritt zu mehr innerer Balance und einem besseren Leben sein.

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